Bindungstrauma inmitten von Beziehung
Was wir fühlen,
wenn wir es nicht fühlen können
Es sind die unsichtbaren Spuren,
die leisen Erinnerungen
und unausgesprochen Geschichten -
im Körper,
die uns berühren.
Da - wo es pocht, klopft und rüttelt.
Wo es sticht und weh tut.
Wo es still, laut oder eng wird.
Von Bindung, Trauma - und dem, was
dazwischen liegt
Gesehen zu werden, aber nicht geliebt, dort liegt unsere größte Angst verborgen
Im Netz finden sich unzählige Texte über Bindung und Trauma. Wissenschaftliche Erklärungen, präzise Diagnosen, Systematiken. Vieles mit dem Anspruch, zu wissen, wie es sich anfühlt – und wie es „gehen müsste“. Manchmal hilfreich. Manchmal entmutigend. Oft bleibt das Gefühl zurück, andere wüssten etwas, das man selbst nicht versteht.
Diese Sprache hat in mir oft Distanz erzeugt. Ich habe mich erkannt – und doch nicht wirklich wiedergefunden. Habe gelesen, recherchiert, gehofft: Wenn ich nur genug verstehe, dann wird es leichter. Doch es blieb unklar, wie genau. Das Wie hinterlässt Fragezeichen.
Bindungstrauma ist kein Etikett.
Es ist eine Geschichte.
Und manchmal ist es genau diese Geschichte,
die verhindert, dass Liebe gelingt –
obwohl sie da ist.
Es sind innere Wirklichkeiten – Wunden, die nicht krank sind, sondern nachvollziehbare Reaktionen auf zu frühe Kälte, zu große Einsamkeit, zu wenig Resonanz. Ich glaube nicht an Störungen. Ich glaube an körperliche Logik.
„Es fühlt sich nach Zuhause an. Und gleichzeitig nach Flucht.“
Depression, Burnout, Rückzug, Kampf, Erstarrung, Persönlichkeitsanteile, die nicht mitkommen – all das ist für mich keine Störung, sondern Ausdruck von Überlebensintelligenz.
„Manchmal weiß ich nicht, ob ich traurig bin oder einfach nur zu lange still war.“
Auch der Begriff traumatic bonding oder Traumabindung wird meist in Verbindung mit hochtoxischen, gewaltvollen Bindungen verwendet. Doch es gibt Beziehungen, in denen Wunden einander berühren, ohne dass es Missbrauch oder bewusste Gewalt sein muss. Und trotzdem entsteht Schmerz. Trotzdem wird Nähe zur Zumutung. Trotzdem kann es zu viel sein – und gleichzeitig zu schön, um zu gehen.
„Sie fragt, ob alles okay sei. Und ich sage Ja, weil ein Nein zu viel wäre.“
Zwei Menschen mit ungesehenen Wunden treffen aufeinander
und versuchen, einander zu lieben,
während ihre Nervensysteme um Nähe und Schutz gleichzeitig ringen.
Der Schmerz,
wenn Nähe nicht gelingt,
obwohl Liebe da ist –
ist nicht weniger real,
nicht weniger zerstörerisch.
Bindung entsteht inmitten von Verletzlichkeit
Es braucht nicht zwangsläufig Manipulation, Missbrauch oder Gaslighting, damit eine Beziehung schmerzhaft wird. Und gerade das macht es so schwer, weil es oft subtil ist. Weil es nicht eindeutig ist. Weil das eigene Erleben nicht in die gängigen Kategorien passt – und trotzdem wehtut. Und diese Stigmata schließen Türen für Menschen, die sich in diesem Handeln wiederfinden - es wirkt anklagend und klassifiziert in gut und böse.
„Ich will Nähe – aber nicht so, dass sie mich verschwinden lässt.“
Das klassische Täter-Opfer-Retter-Narrativ mag in vielen Fällen hilfreich sein. Und im eigenen Erleben oft genau das, was notwendig erscheint, um Wunden annehmen zu können. Doch es bleibt eine Zuschreibung. Und manchmal macht genau diese Zuschreibung den Schmerz größer und trifft inmitten sein Herz:
Du bist schuld an meinem Fühlen.
Ich brauche dich, weil ich nicht anders kann.
Ich kümmere mich um dich, damit es mir besser geht.
Für mich wurde klar: Ich kann nicht hinschauen, wenn ich mich dadurch zu etwas mache, das ich nicht sein will.
Ich glaube, dass sich genau dort etwas wandelt, wo wir aufhören, uns zu pathologisieren – und beginnen, uns selbst zu verstehen. Nicht in Diagnosen, sondern im Spüren. In der Annahme.
„Ich will gehalten werden. Aber ich kann nicht sagen, wie.“
Ich distanziere mich von Kategorisierungen. Von Etiketten, die etwas scheinbar endgültig machen. Ich glaube an Räume dazwischen – an Zwischenzustände, die keine Schublade brauchen, sondern ein Gegenüber. Ohne Urteil. Aber mit Tiefe.
„Ich halte alles zusammen. Und manchmal wünsche ich mir,
jemand würde sehen, wie sehr ich dabei zerfalle.“
Wir sind nicht krank.
Wir fühlen – zu früh, zu tief, zu lang.
Und unser Nervensystem ist klüger als eine Welt,
die nicht halten kann,
was da ist -
die fordert, wegsieht
bewertet und urteilt.
Innere Wirklichkeiten brauchen eine Sprache, die sieht, die zuhört und einfach nur da ist.
Für den Ort, der nie still genug ist.
Für das Nicht-Genügen.
Für das verzweifelte Schreien.
Das unsichtbare Weinen.
Für die Umarmung, die zu spät kommt.
Den Versuch, sich zu retten – und dabei sich selbst nicht finden zu können.
Für die inneren Widersprüche,
die keine Worte finden.
Sich verlieren und wiederfinden.
Fühlen und Nicht-fühlen-können.
Für die Verzweiflung und die Hoffnung.
Und vielleicht dann - darf Verletzlichkeit sich zeigen.
Im Sein, im Zögern, im Wandel.
Im Begegnen und Verbinden.
Inmitten von Beziehung
Diese Seite ist ein Raum für innere Wirklichkeiten
Du findest hier poetische Texte,
gewachsen aus einer Innenwelt:
aus Momenten von Berührung, Schmerz und Wandel.
Daneben stehen begleitende Worte,
die Zusammenhänge sichtbar machen –
und gefühltes Leben verständlich.
Ohne Pathologisierung. Ohne Urteil. Ohne Bewertung.
Vielleicht erkennst du dich darin wieder.
Vielleicht auch nicht.
Du darfst sie lesen, wenn du möchtest.
Du darfst weitergehen, wenn sie nicht dein Ort sind.