Es ist Sonntag Nachmittag. In ein paar Stunden werde ich gehen. Dich für eine längere Zeit nicht mehr sehen. Ich möchte deine Nähe, eine Umarmung. Ich möchte keinen Alltag jetzt. Ich möchte nicht so tun, als ob ich nicht gehen würde. Warum ignorierst du das? Warum siehst du nicht in meinen Augen, dass ich mir was anderes wünsche? Warum fühlst du nicht genauso wie ich? Warum spürst du nicht das gleiche Bedürfnis? Bin ich dir egal? Vielleicht liebst du mich ja gar nicht… Ich verstehe nicht, warum du mich so wenig vermissen tust. Ich verstehe nicht, wieso du einfach nicht mit mir Sein willst. 

Warum fühlst du nicht, was ich brauche? 

Manchmal fühlen wir uns verlassen. Alleine gelassen. Wir haben das Gefühl, nicht gesehen und nicht gehört zu werden. Wir haben das Gefühl, den emotionalen Kontakt zum Gegenüber verloren zu haben. 

Du siehst mich nicht. Ich könnte verschwinden und es würde dir nicht auffallen. Du liebst mich nicht.

Es fühlt sich wie ein Weltschmerz an, bei dem die Unendlichkeit nicht genug erscheint. Du spürst eine Wertlosigkeit deiner Person, weil deine Wünsche oder Bedürfnisse dir wie selbstverständlich vorkommen, aber die Realiät dir etwas anderes zeigt. Doch was ist die Realität? Ist es wirklich so? Warum werden deine Wünsche oder Bedürfnisse nicht erfüllt?

Niemand kann deine Gedanken und auch nicht deine Gefühle lesen. Wenn du den Mut in dir nicht finden kannst zu kommunizieren, was du wirklich willst, gehst du aus den emotionalen Kontakt.

Ich habe Angst davor, dir zu sagen, was ich möchte, weil ich Angst davor habe, dass du Nein sagst.

Oft ist es die Angst vor Ablehnung, die uns daran hindert, einen Wunsch zu äußern. Die Angst vor der Kränkung oder dem Schmerz, der entstehen könnte, wenn das, was wir wollen, nicht erwidert wird. Diese Angst beruht auf der Annahme, dass dein Gegenüber dich in deiner Ganzheit ablehnt. Entweder Oder. 

Wenn wir nicht gelernt haben oder wir wußten, dass es nicht gut für uns ausgeht, wenn wir unsere Wünsche oder Bedürfnisse aussprechen, dann fällt uns das als Erwachsene umso schwerer. Der heimliche Wunsch, gesehen und gehört zu werden, ist oft sehr klein. 

Wenn du deine Wünsche und Bedürfnisse nicht kommunizierst, hast du automatisch eine Erwartungshaltung an dein Gegenüber, welches dieses niemals erfüllen kann. Deine Enttäuschung, die daraus entsteht, ist unvermeidlich. Gleichzeitig nimmst du der anderen Person die Möglichkeit, auf dich zu reagieren und mit dir in den emotionalen Kontakt zu gehen. Du übernimmst keine Verantwortung für dich selbst.

Werde mutig und tröste das Kleine in dir, welches nicht gesehen und gehört wurde.