Warum fühlst du nicht, was ich brauche?
Manchmal sitze ich dir gegenüber.
Oder liege neben dir.
Oder wir sind einfach beisammen.
Redend. Schweigend.
Und ich merke, wie es in mir leiser wird.
Nicht ruhig – sondern leise,
weil ich beginne,
mich zurückzuziehen.
Ich wünschte,
du würdest mich jetzt in den Arm nehmen.
Einfach in den Arm nehmen.
Nicht, weil ich dich brauche,
sondern weil ich es brauche.
Dieses körperliche Empfinden: Du bist da.
Ich suche danach in deinen Blicken.
In deinen Worten.
In dem, was du tust.
Beobachte dich.
Wie du mich anschaust.
Was du sagst.
Und manchmal auch,
was du nicht sagst.
Ich suche nach einer Antwort,
die mir flüstert:
„Ich sehe dich.
Ich fühle dich.
Ich bin bei dir.“
Aber ich spüre keine Resonanz.
Kein Erwidern.
Keine Bestätigung.
Du weißt nicht, wo ich gerade bin.
Nicht in meinen Gedanken,
nicht in meinen Gefühlen.
Und ich wünschte,
du würdest es wissen.
Ohne dass ich etwas sagen muss.
Einfach, weil du es fühlst.
Dann kommt manchmal der Mut in mir.
Ich denke: Sag es.
Sag, was du brauchst.
Aber ich kann es nicht.
Ich habe Angst.
Nicht laut,
nicht sichtbar –
aber bestimmend.
Und hinter ihr liegt ein Gedanke,
so alt wie ich selbst:
Wenn ich dir jetzt sage,
was mein Bedürfnis ist,
dann wirst du Nein sagen.
Und ein Nein würde ich nicht ertragen.
Ein Nein würde mich auflösen.
Also bleibe ich still.
Auch innerlich.
Meine Stimme sagt nichts.
Nicht einmal zu mir.
Sie ist stumm –
aber sie breitet sich in mir aus.
Ein Gefühl, das flüstert:
Sage nichts.
Zeige nichts.
Wenn du dich jetzt öffnest,
zeigst du dich.
Zeigst deine Verletzlichkeit.
Und dann wird sie sehen,
wie tief du fühlst.
Sie wird gehen.
Sie wird nicht bleiben.
Also behalte ich mein Gefühl in mir.
Ich kann es gut verstecken.
Nicht immer.
Denn es friert mich ein.
Nimmt mir meine Präsenz.
Meine Lebendigkeit.
Manchmal fragst du:
„Alles in Ordnung mit dir?“
Und ich sage: Ja.
Weil ein Nein zu viel wäre.
Weil ein Nein mich sichtbar machen würde.
Und weil ich nicht weiss,
ob ich dann noch bleiben könnte.
Und so bleibe ich.
Mit all dem,
was ich nicht gesagt habe.
Und mit allem,
was du nicht gespürt hast.
Und vielleicht –
vielleicht schaffe ich es,
beim nächsten Mal,
dir zu sagen,
was ich mir wünsche.
Und vielleicht
kann ich dann das,
was ich fühle,
in mir halten.
Bindung und stille Schutzmechanismen
Wenn das Bedürfnis nach Resonanz sich nicht zeigen darf
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