Meine Angst
Als ich dich kennenlernte – so unverhofft.
So tief.
So fühlend.
In dir. Und in mir.
Da kam sie:
Meine Angst, mich zu verlieren.
Meine Angst, verletzt zu werden.
Meine Angst, dass du nicht bleibst.
Meine Angst, dass ich Glück nicht halten kann.
Und doch spürte ich etwas in mir:
Wenn die Angst verschwinden würde –
dann wäre etwas möglich.
Also hielt ich sie zurück,
versuchte, sie einzusperren,
wenn sie laut wurde.
Hörte ihre Schreie
und sagte:
Hör auf.
Geh weg.
Und ich traf eine Entscheidung:
Ich will.
Weil ich spüre, was möglich ist.
Und es war möglich:
Ein Raum, der zwischen uns gewachsen ist.
Der sich durch uns beide geformt hat.
Und den wir geöffnet und betreten haben.
Ein Raum, in dem alles sein durfte.
Ein Raum, in dem wir uns begegnet sind.
Ich – als Ich.
Du – als Du.
Dort wohnte Glück.
Nicht laut.
Leise.
Berührend.
Frei.
Sicher.
Ruhig.
Ein Raum ohne Müssen –
nur ein:
Ich fühle.
Ich bin.
Ganz.
Nicht durch dich.
Sondern mit dir.
Doch die Angst zeigte sich.
Nicht immer.
Manchmal leise.
Manchmal schleichend.
Ich spürte sie.
Ich sprach darüber.
Und dachte: Das reicht.
Aber sie blieb.
Und wenn Nähe kam,
wurde sie manchmal traurig.
Tief traurig.
Manchmal so sehr,
dass sie mich wegschwemmte.
Und du –
du bliebst da.
Doch die Angst blieb auch.
Ich sagte ihr:
Du hast hier keinen Ort.
Denn was hier ist, ist echt.
Wahrhaftig.
Aber sie suchte sich ihren Platz.
Und je mehr ich sie ablehnte,
desto fester blieb sie.
Sie legte sich zwischen uns –
breitete sich aus wie ein Teppich.
Wurde zum Boden, auf dem ich lief.
Und ich wusste:
Ich muss etwas tun.
Sonst verliere ich dich.
Ich wollte nicht mehr kämpfen.
Wollte es anders.
Aber ich wusste nicht: wie.
Und dann bist du gegangen.
Weil etwas in dir nicht mehr sein durfte.
Und dann bin ich gegangen –
an einen inneren Ort,
wo die Angst sprach:
Sieh nur, ich hatte recht.
Heute sage ich:
Es war möglich.
Weil es da war.
Weil ich es fühlte.
Weil es echt war.
Aber ich konnte dich nicht hören.
Nicht sehen.
Nicht fühlen.
Du bist geblieben –
als ein Teil von mir,
den ich nicht haben wollte.
Ich kämpfe nicht mehr.
Nicht gegen dich.
Nicht gegen mich.
Du bist jetzt in mir.
Und ich sehe dich.
Ich höre dich.
Ich schütze dich –
so gut ich kann.
Und ich sage dir noch einmal:
Das, was wir gespürt haben –
es war echt.
Es war da.
Es hat uns gewärmt.
Und es fehlt.
Wir hatten beide ein inneres Wissen:
Es war wahrhaftig.
Aber wir haben es nicht geteilt.
Jetzt lebst du in mir
und darfst mit mir sein.
Ich habe gesehen, was möglich war.
Und das bleibt.
Und mit dir in mir
wird es vielleicht
irgendwann
wieder möglich.
Vielleicht.
Auch bleiben.