Bindungstrauma

Emotionales Halten in der Bewegung: 
Wie Verbindung zwischen Nähe und Rückzug möglich wird

Ich wünsche mir in meiner Mitte zu bleiben – während ich mit dir verbunden bin

In Beziehungen geschieht viel – im Inneren, und oft im Unsichtbaren.

Wenn wir einem Menschen begegnen, der emotional nicht ganz erreichbar scheint,

und dennoch etwas in uns in Resonanz geht, betreten wir einen sensiblen Raum.


 

Gerade für Menschen mit früheren Bindungsverletzungen entsteht dann ein Spannungsfeld:

feiner Wahrnehmung und eigener Verletzlichkeit,

zwischen Mitgefühl und der Frage nach der eigenen Grenze,

zwischen Berührbarkeit und dem Wunsch nach Echtheit – ohne Übergriff.


 

Wenn man spürt, was unausgesprochen bleibt.

Wenn man fühlen kann, wo der andere nicht fühlen will.

Wenn man da ist – mit offenen Augen und offenem Herzen –

aber nicht über die Grenze des anderen gehen möchte.

Und dabei die eigene Mitte nicht verlieren will:


 

Das ist keine Selbstverständlichkeit.


 

Denn früher – als Nähe nicht sicher war –

musste man oft zwischen zwei Polen navigieren:

sich zurücknehmen oder übergehen.

sich anpassen oder fliehen.

halten – ohne gehalten zu werden.

Und manchmal war nichts davon möglich.


 

Im Körper hat sich daraus ein kluger, tief verankerter Schutzmechanismus gebildet.

Er erlaubt nur so viel Nähe, wie innerlich als sicher empfunden wird.

Selbst wohlmeinende, liebevolle Nähe wird vom Nervensystem nicht automatisch erkannt.

Sie wird geprüft, bewertet, abgeglichen mit dem, was einmal war.


 

So bleibt der Körper im Alarmzustand –

Nähe wird dosiert zugelassen, Distanz unbewusst gehalten.

Nicht sichtbar – aber spürbar.

Für das Gegenüber, aber auch für den eigenen inneren Raum.


 

Der Text „Ich sehe, was du nicht zeigen willst“ beschreibt genau diesen inneren Vorgang:

Der Körper reagiert wie früher –

aber das Bewusstsein beginnt zu begleiten:


 

Ich spüre dich nicht. 

Ich bin allein. Ich fühle mich getrennt.

Ich will helfen, damit du wieder in Kontakt mit mir bist.

Ich sage dir, was los ist – damit du bleibst.

Ich fühle mich hilflos. Ich möchte nah sein – aber ich schaffe es nicht.


 

All das lebt noch im Körper.

Aber es ist nicht mehr allein.

Es wird begleitet.

Nicht mit einem Eingreifen – sondern mit einem inneren Dasein.


 

Und so beginnt eine Veränderung:


 

Früher war ich ganz im Gefühl.

Jetzt bin ich im Gefühl – und im Beobachten. 

Das Gefühl ist nicht mehr alleine.

Ich erkenne mich. Ich handle nicht automatisch. Ich bin da.


 

Ich spüre, wo meine Verantwortung liegt.

Und meine Grenze ist.

Ich sehe, wo der andere sich entzieht.

Und ich bleibe.

Im Versuch, meine Mitte zu halten.


 

Was bleibt, ist eine alte Angst – 

aber sie darf sein, ohne zu bestimmen.


 

Das ist kein „Ich bin frei“ –

aber es ist ein neues Halten:

von mir selbst, mit mir selbst.


 

Ein Weg der Entkopplung von Überverantwortung.

Ein Weg aus dem Helfen-Müssen.

Ein Weg von dem Wunsch, Verbindung herzustellen –

auf Kosten der eigenen Grenze.


 

Der Text erzählt von dieser Bewegung:

vom Dableiben, ohne zu drängen.

vom Mitfühlen, ohne es aufzunehmen.

vom Halten – ohne zu tragen.


 

Es ist ein Raum, der sich öffnet –

in Achtsamkeit.

In einem tastenden Versuch.

In einem inneren Wackeln.

In einer feinen Annäherung.

Mit dem, was gerade ist.

Und sich weiter bewegen darf.


 

Und manchmal geschieht in dieser Spannung etwas ganz Zartes:

Ein Moment echter Öffnung.

Nicht weil wir ihn forciert haben –

sondern weil wir bereit waren, zu bleiben, ohne zu fordern.


 

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