Bindungstrauma
Wenn frühe Bindung geht: Zwischen verlorener Sicherheit und später Trauer
Mein Geist verstand nicht, aber mein Körper sagte mir immer: Du bist mir wichtig.
Manche Erinnerungen bestehen nicht aus klaren Bildern.
Sondern aus einem Tonfall.
Einem Geruch.
Einem Gefühl, das sich schwer benennen lässt –
aber tief eingebettet ist in den Körper.
Und manchmal ist es eine frühe Bindung, die nicht bewusst abrufbar ist –
und doch bleibt.
Nicht in Worten. Aber im Erleben.
Ein Mensch, der da war.
Still. Echt.
Menschen mit Bindungsverletzungen erleben häufig beides zugleich:
eine tiefe, frühe Verunsicherung –
und einzelne Beziehungen, die Halt gegeben haben.
Diese sicheren Bindungen geraten oft in den Hintergrund,
weil sie nicht klar erinnert werden.
Aber sie leben weiter –
im Körper, im Nervensystem –
als leiser Anker.
Als stilles: Ich war da. Und du auch.
Wenn diese Bindung in jungen Jahren verloren geht –
durch Umzug, Trennung, Krankheit oder Tod –
kann eine Trauer entstehen,
die sich erst viel später im Leben meldet.
Nicht immer in Form bewusster Erinnerung,
sondern als diffuse Sehnsucht, Sprachlosigkeit oder innere Leere.
Als ein Gefühl von: Da war etwas – und ich habe es verloren.
Manchmal auch als erstarrte Stille,
weil das, was damals Halt gegeben hat, plötzlich fehlte.
Am Küchentisch erzählt von all diesen inneren Bewegungen:
Von Sicherheit.
Von diffuser Trauer.
Von einem Körpergefühl.
Von einer Kindheitserfahrung,
die lange keinen benennbaren Raum hatte –
und irgendwann als Gefühl zurückkam.
Nicht, weil der Kopf sich erinnerte,
sondern weil der Körper es immer wusste:
Da war Liebe. Da war Geborgenheit. Da war ein Mensch, der mich gesehen hat.
Solche Erinnerungen sind mehr als ein Rückblick.
Sie sind Teil unserer emotionalen Landkarte.
Sie bezeugen:
Es gab Sicherheit.
Und es war schwer, als sie ging.
Und sie können der Boden sein,
auf dem wir uns eines Tages selbst wieder begegnen dürfen.
Nicht gleich. Aber mit der Zeit.
Im Körper.